Ergebnis der Präsidentschaftswahl in Brasilien 2022

Der ehemalige Präsident Luiz Inácio Lula da Silva gewinnt die Stichwahl und wird der nächste Präsident in Brasilien. Bei der zweiten Wahlrunde am 30. Oktober 2022 gewann Lula 50,9 Prozent der Stimmen. Der scheidende Präsident Jair Bolsonaro kam auf 49,1 Prozent der Stimmen und lag damit über Umfragen im Vorfeld der Wahlen.

Bolsonaro Unterstützer stürmen Kongress und Präsidentenpalast in Brasilia

Am Sonntag, dem 08. Januar 2023 stürmte eine große Gruppe an Unterstützern des ehemaligen Präsidenten Bolsonaro, eingehüllt in brasilianische Nationalflaggen und Trickots der Fußballnationalmannschaft den Platz der drei Gewalten (Praça dos Três Poderes). Dort befinden dich der Kongress, Senat, Präsidentenpalast und der oberste Gerichtshof. Vor allem der Präsidentenpalast wurde stark verwüstet und Kunst sowie Portraits ehemaliger Präsidenten zerstört. Der Angriff konnte er Stunden nach Beginn gestoppt werden - es gab rund 300 Festnahmen. Die Angriffe erinnern stark an die Aufstände kaum mehr als zwei Jahre zuvor in den USA, bei denen Trump Anhänger, angestachelt durch den Ex-Präsidenten, den Kongress erstürmten. Bolsonaro rief ebenfalls zum Kampf gegen den an Neujahr eingeschworenen Präsidenten Lula auf. Dieser hielt sich während der Angriffe allerdings in São Paulo auf. Bolsonaro selber war, genau wie bei Trump, nicht während der Zeremonie zum Amtswechsel anwesend, sondern reiste schon zuvor mit seiner Familie nach Florida, wo er zu Beginn von 2023 in einer geschlossenen Gemeinde lebt.

Versuchte Bolsonaro die Wahl zu manipulieren?

Die Wahlen wurden überschattet von gezielten Verkehrskontrollen durch die Polizei besonders in den nördlichen Bundesstaaten des Landes, in denen linke Kandidat:innen und Lula traditionell stärker abschneiden. Die oberste Wahlaufsichtsbehörde hatte sich geweigert, dies als Wahlmanipulation anzuerkennen. Zuvor gab es bereits Anzeichen, dass Bolsonaro die Wahl möglicherweise nicht anerkennen würde und ähnliche Versuche starten würde, die Wahl anzufechten wie Donald Trump in den USA. Trotz gezielter Versuche Menschen im Norden Brasiliens vom Wählen abzuhalten, konnte Lula die Wahl gewinnen, auch wenn es knapper war, als Umfragen zuvor suggerierten. Das Wahlergebnis wurde international kurz nach Ende der Auszählungen anerkannt.

Lula gewinnt erste Runde - Bolsonaro jedoch stärker als in Umfragen

Nach dem ersten Wahlgang ist weiterhin unklar, wer zukünftig Brasiliens Präsident wird. Herausforderer Lula fehlen lediglich 1,6 Prozent der Stimmen. Mit rund 57,25 Millionen Stimmen erreichte Lula rund 6 Millionen Stimmen mehr als Bolsonaro. Jedoch schnitt der amtierende Präsident deutlich besser ab, als Umfragen zur Wahl im Vorfeld suggerierten. Besonders die anderen Kandidat:innen erhielten in der Wahl deutlich weniger Stimmen, als in den Umfragen. Bolsonaro profitierte wohl auch von der hohen Anzahl an Nichtwähler:innen. Rund 21 Prozent der Wahlberechtigten gaben in diesem Jahr keine Stimme ab, die Wahlbeteiligung lag bei 79,05 Prozent. Bei den Präsidentschaftswahlen 2018 lag diese noch bei über 90 Prozent. Insgesamt ist die Wählerbasis des rechtspopulistischen Präsident geringer, als die Lulas. Bolsonaro verlor bereits seit 2020 an Beliebtheit in der Bevölkerung, auch durch seine verfehlte Corona-Politik. Brasilien hat nach den USA die meisten Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus.

Rechte mit Erfolg im Abgeordnetenhaus

Trotz des guten Ergebnisses von Lula bei den Präsidentschaftswahlen, könnte es ihm, im Falle eines Sieges im zweiten Wahlgang, schwer gemacht werden zu regieren. Viele der von Bolsonaro unterstützten Kandidat:innen der Liberalen Partei (PL) zogen ins Abgeordnetenhaus ein. Auch gewannen Anhänger von Bolsonaro wichtige Gouverneursposten in Rio de Janerio von den Bundesstaaten im Amazonas-Gebiet. Die PL gewann bei den Abgeordnetenhauswahlen insgesamt 99 von 513 Sitzen. Lulas Linksbündnis kommt auf 79 Sitze. Zusammen mit den rechten Parteien Progressistas und Republicanos kommt Bolsonaro auf etwa ein Drittel der Stimmen im Abgeordnetenhaus. Die konservativen Zentrumsparteien gewannen dagegen rund die Hälfte des Abgeordnetenhauses. Anhänger Bolsonaros haben sich in den vergangenen Jahren deutlich radikalisiert und würden einer Regierung Lulas voraussichtlich kritisch gegenüberstehen und weite Teile seiner Politik zu verhindert versuchen. Die linken Parteien konnten dagegen in São Paulo und den strukturschwächeren Regionen im Norden und Nordosten Gewinne erzielen.